Challenge Nr. 18: einen Roman schreiben und wirklich veröffentlichen
musste ich natürlich auch noch in den absolut vollgestopften November hineinpacken 😉 Ich bin schon ein bisschen wahnsinnig.
ABER – wie schon berichtet – gibt es da diese tolle Aktion namens „National Novel Writing Guilde“, wo man 50.000 Wörter in 30 Tagen schreibt und ich wusste, dass – wenn ich mit dem Roman weiterkommen möchte – da mitmachen muss. Also habe ich neben Kurs, normaler Arbeit, Shoperöffnung und sonstigem Leben auch noch diese Herausforderung angenommen.
Eigentlich wollte ich ja den Roman in der Zeit fertig schreiben, aber ein Roman funktioniert nun mal nicht nach Vorgaben und Listen. Er entwickelt – wenn man Glück hat (und ich hatte Glück!) – ein Eigenleben und übernimmt irgendwann die Regie. Und das ist diesmal auch passiert. Meine Hauptprotagonisten haben sich einfach geweigert in 50.000 Wörter ihre Geschichte zu erzählen und so stehe ich heute gerade mal beim Peak der Geschichte. Es ist gerade mega-aufregend und ich bin schon sehr gespannt wie es denn weitergeht! (Kein Scherz, ich weiß es selber nicht)
Aber es sind – mit heutigem Stand – 51.415 Wörter geschrieben auf 222 Seiten und in 37 Kapitel verpackt.
Das bedeute auch, dass ich meine NaNoWriMo-Challenge geschafft habe!!! 🙂 Schon ein sehr geiles Gefühl, muss ich sagen.

DOCH es ist nicht zu daran herum zu murksen – der Roman ist nicht fertig. Und veröffentlicht schon gar nicht. Also heißt das für mich, fleißig weiter schreiben, bis Julie, Matt, Elli und Carl meinen, dass sie ihre Erlebnisse erlebt habe und ich ein fettes, dickes ENDE drunter schreiben darf. Wann das sein wird, kann ich euch noch nicht sagen, denn in dem Tempo werde ich nicht (ganz) weiter schreiben (können), aber ich hoffe ihn doch bis spätestens Mitte bis Ende Jänner soweit zu haben.
Auf jeden Fall ist es schon eine beindruckende Menge von Papier, die sich da schon zusammen gesammelt hat 🙂
Und für alle, die es interessiert, gibt es hier im Anschluss wieder eine (vollkommen unbearbeitete) Leseprobe aus dem Kapitel 33 (Bitte seid nachsichtig bezüglich Rechtschreib- und Formfehlern). Viel Spaß dabei 🙂
„Ich drücke die Klinke hinunter, öffne die Tür mit einem Knarzen und betrete den Laden. Drinnen ist alles still. Nichts rührt sich, keiner ruft von einem hinteren Bereich „Ich komme gleich“, keiner sitzt hinter einem großen viktorianischen Schreibtisch, vollgestapelt mit alten Büchern, in einer Lichtpfütze und liest eine alten verstaubten Schwarte. Nicht einmal eine Lesebrille liegt irgendwo herum. Es liegt überhaupt nicht viel herum. Alle Bücher sind feinsäuberlich in ihren Regale eingeordnet, wie Zinnsoldaten akkurat genau aufgereiht. Keines steht hervor, keines ist falsch herum hineingestopft. Fast wirken sie wie tot; wie als hätte sie noch nie jemand gelesen oder auch nur in der Hand gehabt. Sie sind unpersönliche, mit Leim verkleisterte Papieransammlungen, ohne Leben, Patina und ohne Geschichte, auch wenn in ihnen vielleicht die schönsten Geschichten stehen. Man möchte sie einfach nicht angreifen, und nicht nur deshalb, um die eigenartige, trostlose Ordnung ihrer Aufreihung nicht zu stören.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Laden viel verkauft. Ganz sicher nicht, wenn man schon seit gut zwei Minuten im Geschäft steht und sich noch immer keiner für ein Beratungsgespräch oder einen freundlichen Gruß blicken lässt. Diese leere Stille macht mich nervös. Ich habe das Gefühl, dass überhaupt keiner da ist. Kein Mensch, kein Geist, kein Leben. Ein plötzlich aufkeimender, panischer Instinkt treibt mich dazu an aus dem Laden zu stürzen, hinaus an die kalte ,frische Luft. Hier ist es nicht gut. Hier ist kein guter Ort! Nur weg hier. Weg!
Doch dann reiße ich mich zusammen. Das ist doch alles lächerlich. Ist das schon wieder ein Hormonschub? Aufmerksam horche ich in mein Inneres, doch da bleibt alles ruhig. Keine Wellenbewegung, kein Tritt. Mein kleines Mädchen will mir also keine Antwort geben. Nun, dann eben nicht.
Eigenartig verärgert blicke ich mich im Laden um. Wieso ist hier keiner? Oder besser, wo kann denn da jemand sein? Als mein Blick durch den Laden schweift, entdecke ich, dass eines der Bücherregale nicht direkt an der Mauer steht, sondern wie eine falsch Wand aufgestellt ist und sich dahinter ein schmaler Gang befindet. Ich wende mich zu dieser Öffnung und schaue vorsichtig in diesen dunklen kurzen Schlauch. Ja, da gibt es am Ende eine Tür, und in dem Gang finde ich auch die ganze verschmuddelte Gemütlichkeit, die man eigentlich an so einem Ort erwartet; nach der man sich sehnt und warum so viele Menschen alte, verstaubte Antiquariate lieben und gerne Zeit in ihnen verbringen.
Doch auch hier ist es irgendwie eigenartig, denn es wirkt nur auf den ersten Blick gemütlich. Aber das ist es nicht. Zwar stapeln sich hier Holzkisten, teilweise geöffnet, aus denen Bücher herausquellen und es gibt Bücherstapeln, die sich vom Boden bis fast zu Decke in windschiefen Türmen und Türmchen wie Efeu emporranken. Auch ist hier ganz sicher nichts nach Größe und Format, nach Kantengleichheit und Ausrichtung geordnet. Doch es ist keine fröhliche Unordnung, auch keine, wo jemand einfach stehen geblieben ist, ein Buch aus den Stapeln herausgezogen hat, um darin gierig zu lesen, weil er es nicht mehr erwarten kann, den Inhalt dieses Werkes zu verschlingen. Es ist lieblos, wie hingeworfen, einfach abgestellt und die nächste Schicht ist einfach darauf geworfen worden, weil derjenige keine Geduld, keine Zeit oder auch nur die nötige Kraft gehabt hat, um sich darum wirklich zu kümmern oder sich mit dem Inhalt zu beschäftigen. Alles hier sieht sehr vernachlässigt aus, dass im krassen Widerspruch zu der peniblen und unpersönlichen Ordnung im Hauptgeschäft steht. Dieser Laden irritiert mich immer mehr. Doch unter dem Türspalt quillt ein goldener Lichtfaden heraus. Jemand muss dahinter sein oder zu mindestens war jemand dort gewesen und hat das Licht angelassen.
Ich könnte rufen. Ich sollte rufen. Doch irgendein Gefühl sagt mir, dass ich keine Antwort bekommen werde. Also hole ich tief Luft, greife mir instinktiv schützend auf den Bauch und gehe die wenigen Schritte bis zu r geschlossenen Tür. Ich drücke die Klinke hinunter und lasse das Türblatt nach innen aufschwingen. Und je weiter sich der Spalt weitet, desto mehr enthüllt es von dem räumlichen Szenario, dass sich meinem Blick eröffnet. Ja, hier ist das alles, was ich erwartet habe: der viktorianische Schreibtisch, die Lichtpfütze einer Lampe, die sich über die von vielen Ellbogen glatt polierte Eichenplatte ergießt, die Stapeln von Büchern und Papieren, das aufgeschlagene Buch, die Lesebrille und ein lederbezogener, nietenbesetzer Chipendale-Ohrensessel in einem warmen, weichen Tabakbraun. Doch in diesem Sessel hinter dem Schreibtisch sitzt nicht ein Mensch, aufmerksam lesend und kein Pfeifentabakrauchfaden kräuselt sich um seinen konzentriert gestützten Kopf. Da sitzt jemand, oh ja, aber er schaut nicht sehr lebendig aus.
Scharf ziehe ich den Atem ein und schlage mir die Hand vor dem Mund, um nicht den Schreckensschrei auszustoßen, der sich meine Kehle hinauf presst.
Nun, jetzt ist alles klar … doch dann zögere ich, mache zwei zögerliche Schritte in das Kabuff und runzle die Stirn.
Nein, dieser Mann – und es ist ein Mann, ein alter Mann – ist nicht tot, er scheint zu schlafen!
Ja, da ist ein leises Röcheln, aber kein um Luft ringendes, verzweifeltes, lebenserhaltendes Röcheln, sondern eher ein kleines schnarchendes Schnaufen, nicht sehr wohlig, nicht besonders zufrieden und satt, eher stöhnend und zu Tode erschöpft, aber es ist zu mindestens ein Lebenszeichen.
Zischend lasse ich die Luft wieder aus meinen Lungen und dieses Geräusch scheint den Schläfer zu irritieren, denn er ruckt kurz den Kopf nach hinten und nach rechts und schmatzt ein paar Mal mit den Lippen.
Bevor er jedoch wieder in den tieferen Schlaf zurück sinken kann – sein Haupt neigt sich wieder gefährlich Richtung Brust und die Lippen öffnen sich entspannt für den nächsten Röchler – räuspere ich mich und sage lauter, aber doch unterdrückt – ich will ihn ja nicht gleich erschrecken: „Entschuldigen Sie!“
Das scheint ihn nun vollends zu erwecken, den der Mund schnappt abrupt zu, der Kopf ruckt hoch und die kleinen, fast wimpernlosen Augen öffnen sich schwer über blasblaue, wie ausgewaschene Augen. Einen Moment blickt er ohne etwas wahrzunehmen vor sich hin, dann schärft sich sein Blick und er starrt mich an.
„Wer sind Sie? Was machen Sie hier?“ kommt es schwerfällig und verquollen aus seinem Mund, wie das für Menschen typisch ist, die zu schnell und zur falschen Zeit aufgeweckt wurden.
„Ich suche Fiona“, sage ich ohne weitere Einleitung. Was soll ich auch lange um den heißen Brei herumreden? Freunde werden wir zwei sicherlich nicht mehr. In den seltensten Fällen wird man Freund mit jemanden, der einen bei seiner ersten Begegnung aus dem Schlaf reißt.
Der alte Mann sitzt weiter da, starrt vor sich hin, starrt durch mich hindurch. Da ist keine Reaktion. Ich weiß nicht, ob er mich gehört hat oder nicht, ob er verstanden hat, was ich gesagt habe oder nicht, auf jeden Fall antwortet er mir nicht. Lange Zeit bleibt es still zwischen uns, ich in dem Türrahmen stehend, er an seinem Schreibtisch in seiner Lichtpfütze sitzend.
Tja, Pech gehabt, mein Alter, ich kann schweigen! Und ich schweige so lange, bis du anfängst zu reden.
Doch es ist nicht so, als wolle der Mann nicht reden. Er starrt zwar vor sich hin, aber er sieht sehr wohl etwas; etwas, dass vor seinem inneren Auge abläuft. Ich kann aus seinem Gesichtsausdruck nicht erkennen, ob es sich dabei um gute oder schlechte Erinnerungen und Gedanken handelt. Denn da ist kein Gesichtsausdruck. Dieses Gesicht ist wie tot, wie seine Bücher draußen in seinen staubfreien, steifen Regalen. Hat er eine Gesichtslähmung?
Doch dann spricht er, leise, krächzend und mit einer nicht zu überhörenden Sehnsucht, aber auch Furcht in der Stimme: „Fiona.“