Irgendwie habe ich ja gehofft, dass ich
- aus der Behandlung komme und wie der verjüngte Frühling aussehe und
- wenigstens eine Beratung bekomme, was ich mit meiner ziemlich trockenen Haut an manchen Stellen meines Gesichtes tun kann, damit sich die im letzten Jahr doch markant verschlechterte Faltenbildung etwas einschränken lässt.
Nun, entweder hatte ich Pech oder ich muss mich an eine andere Stelle wenden, denn weder das eine noch das andere ist eingetreten 😉
Aber nein, keine Sorge, es war trotzdem keine schlechte Erfahrung. Ob es in der Form jedoch eine Wiederholung geben wird, lasse ich einfach mal dahingestellt.
Doch ich fange wohl besser am Anfang an.
Vor der Behandlung
Der Morgen war schon hektisch und all die kleinen und großen Erledigungen, die ich vor meinen 11.00 Uhr Termin noch hinein quetschen wollte, sind im Trubel ärgerlichem Unvorhergesehen natürlich nicht fertig geworden. Dementsprechend „zerknittert“ kam ich dann auch zum Termin zu „Frau Elisabeth“, bei der ich über die Empfehlung einer lieben Freundin von mir einen Termin vereinbart hatte (Wartezeit gute 2,5 Wochen).
Das Äußere des Ladenlokals war ziemlich unscheinbar, wenn nicht sogar zu sagen, fast zu übersehen, jedoch das Innere war angenehm, ruhig, sauber in hellem Holz und viel Weiß eingerichtet, wenn auch jede noch so kleinste Ecke für Behandlungen ausgenützt worden ist – oder soll man besser sagen hinein gequetscht wurde?
Zu meiner leisen Enttäuschung bekam ich nicht „Frau Elisabeth“ zugewiesen, die sich um mein Gesicht kümmern sollte (wie ich eigentlich gedacht und auch gesagt hatte), sondern eine junge Ungarin, die erst seit relativ kurzer Zeit in diesem speziellen Geschäft arbeitete und sich – so nett sie war – noch nicht mit allen Geräten und Gepflogenheiten des Unternehmens vertraut gemacht hatte. Ob es eine wirklich gute Idee ist, eine Neukundin mit einer unerfahrenen Kraft – wenn auch fachlich sicherlich versiert – sozusagen „abzuspeisen“, lasse ich einmal dahin gestellt. (Ich hätte es nicht gemacht, denn Kosmetikerinnen sind – meiner Ansicht nach – wie Friseure oder Frauenärzte: hat man mal seine/n gefunden, bleibt man in der Regel auch viele Jahre dort.)
Tja. Das Ganze war am Anfang ziemlich unkoordiniert und wie meine Kosmetikerin selber sagte, „etwas chaotisch“. Nicht nur dass ich über zwei Stöcke und eine Dame, die gerade eine Pediküre bekam, zu meinem Platz klettern musste, wurde ich dort einfach alleine gelassen und hatte keine Ahnung, ob ich mich jetzt setzen, ausziehen oder sonstiges tun sollte. Wie gesagt, war ja mein erstes Mal. Und es war gut, dass ich einfach nur herumstand und wartete, denn ich musste mich nicht nur oben herum entkleiden, sondern wurde auch noch in jede Menge Decken, Lein- und Handtücher gehüllt, was mich am Anfang doch etwas erstaunte. Wenn ich eine Ganzkörpermassage oder auch nur eine Teilmassage bekommen hätte, okay, aber für eine Gesichtsbehandlung??!!
Danach hatten wir ein kleines spaßiges Geplänkel, weil meine Kosmetikerin mit dem fernbedienungsgesteuerten Spezialsessel nicht ganz zurechtkam und eine Kollegin holen musste, damit mir nicht 1,5 Stunden die Beine irgendwo herum baumeln. Zu guter Letzt lag ich also in mehrere Schichten Stoff und Frottee eingehüllt, bekam ein sicherlich sehr kleidsames Duschhäubchen aus Papier über meine Haare gezogen und warte, wie beim Zahnarzt auf der Liege, auf die Dinge, die noch kommen sollten, wie zum Beispiel auf eine Erstberatung 😉
Die Erstberatung und die Art der Behandlung
Nun ja, da war ich wohl ein bisschen zu optimistisch. Denn eine Beratung im klassischen Sinn – wir reden über meine Gesichtshaut, ihren Zustand, ihre Problematiken, was für Ess-, Pflege- oder sonstige Gewohnheiten ich habe, usw. – fand nicht statt. Nach einer ersten Glanzreinigung – was immer das auch sein mag – wurde mir mitgeteilt, dass ich eine Mischhaut hätte. Aha. Ca. 99 % der Menschen haben eine Mischhaut. Als ich meinte, sie sei an bestimmten Bereichen – vor allem im Wangenbereich – sehr trocken und mache mir Probleme, bekam ich als Antwort „Ich finde nicht, dass sie besonders trocken ist.“ Wie schön, wenn man sich doch bestätigt fühlt 😉
Dann wurde ich über zwei mögliche Programme kurz „aufgeklärt“: Zum einen könnte ich zwischen einer BASISBEHANDLUNG (Dauer 1 Std um 46 Euro), wo ich Reinigung, Dampf, Unreinheiten entfernen und eine Massage bekäme oder einer erweiterte FEUCHTIGKEITESBEHANDLUNG; mit Ampullenbehandlung und Hyaluronmaske (Dauer 1,5 Stunden um 77 Euro) auswählen. Mehr habe ich nie erfahren 😀
Da ICH ja wusste, dass ich an manchen Stellen eine sehr trockene Haut habe – und das Ganze mal so richtig testen wollte – entschied ich mich für die Feuchtigkeitsbehandlung mit allem drum und dran. Und schon ging es los mit der Bedampfung.
Die Bedampfung
Ich muss gestehen, dass ich heißen Dampf in meinem Gesicht absolut nicht ausstehen kann. Aus dem Grund bin ich auch weder in einer Sauna noch in einem Dampfbad zu finden. Bei brennheißer Luft in meinem Gesicht habe ich immer das Gefühl, dass ich nicht mehr atmen kann und es mir die Atemwege verbrüht. Aus dem Grunde sah ich dem Bedampfen doch mit etwas ängstlichen Tendenzen entgegen.
Doch die hätte ich mir gar nicht machen brauchen, denn das Bedampfen gestaltete sich zu einer Farce. Zuerst hatte ich nur – genügend – Dampf auf der einen Gesichtshälfte, dann wurde wieder die Kollegin bemüht, um das Gerät richtig einzustellen. Doch die Gute, die ich nie zu Gesicht bekam, da meine Augen mit Pads zugedeckt waren – hat die Sache nicht besser gemacht. Zuerst wurde ich in dem Sessel nach hinten und vorne gekippt, und ich gefragt, ob es so besser sei. Nein, sagte ich, ich habe den Dampf nur auf einer Gesichtshälfte. Ah, gut. Wieder ein Herumgeruckele diesmal mit dem Gerät, volle Ladung Dampf in meine Nase, ich einen kleinen Panikanfall „zu heiß“, alles wieder verrückt, niedriger gestellt, ruckeln mit dem Sessel. „So besser?“
Nein, sagte ich: ich habe den Dampf nur in der Nase und sonst nirgendwo. Nochmaliges Gerücke. Und dann kamen die glorreichen Worte der Behandlung: „Also von hier schaut es so aus, als würde das Gesicht jetzt schön bedampft werden.“
Da ich immer noch keinen Dampf auf der linken Gesichtshälfte und am Kinn hatte, meinte ich nur: „Ich kann es Ihnen nicht sagen, ob sich das so gehört, nur ich habe keinen Dampf dort und dort.“
„Aha. Mmh. Besser?“
Irgendwann gab ich einfach erschöpft auf und ließ nur mein halbes Gesicht bedampfen. Die Damen hätten das nicht mehr wirklich hinbekommen.
Das Hautunreinheiten entfernen
Danach kam das – bei vielen nicht sehr geliebte – Mitesser ausdrücken. Da ich so etwas eigentlich nicht habe, außer ein paar mini schwarze Punkte an der Nase und ein paar noch kleinere am Kinn, war dieser Prozedur für mich nicht sehr schmerzhaft und auch nicht sehr langwierig. Es war nur etwas erstaunlich, wo die Dame etwas zum Herumdrücken fand: bei meinem Ohr, unter dem Auge, am Jochbein. (Auf dem Bild sieht man übrigens eine ganz spezielle Art von Torte 😉 )
Bei der ganzen Geschichte habe ich mir nur gedacht, was für ein Job es ist, bei anderen Menschen Mitesser auszudrücken. Gar kein schlechter, wenn man eine kleine sadistische Ader hat – und wer hat die nicht? 😉
Als ich mich am nächsten Tag dann genauer im Spiegel betrachte, kann ich nur sagen, dass sie einige meiner schwarze Punkte eindeutig vergessen hat. Aber wer weiß, nach welchen Kriterien die Unreinheiten ausgewählt werden, ob sie es nun wert sind, ausgequetscht zu werden oder nicht 😉
Die Gesichtsmassage
Schlag auf Schlag ging es weiter mit der Gesichtsmassage. Und die ging nicht nur über das Gesicht, sondern meine Schultern, mein Nacken und mein Dekolleté wurden gleich mit behandelt. Hätte ich meinen Kopf abschalten können – der sich noch immer mit den unerledigten Arbeiten des Vormittags beschäftigte – wäre das sicher eine sehr nette und entspannende Sache geworden. Als sie dann jedoch mit einer bestimmten Fingertechnik an meinen Kieferlinien wie ein Klaviervirtuosin arbeitete, waren alle Gedanken über noch offene Erledigungen und weitere Termine vergessen, und ich konnte mir einen inneren Lachanfall nicht verkneifen. Wie das wohl von oben ausschauen musste, wenn meine nicht mehr ganz so feste Haut an der Kinnlinie durch das rasend schnelle Arpeggioartige Fingerspiel in sicher nicht sehr vorteilhafte Schwingungen gebracht wurde? Die Massage dauerte ziemlich lange und da wurde alles Mögliche fester und sanfter bearbeitet. Ich kann nur sagen, sicherlich der angenehmste Teil der ganzen Behandlung.
Die Ampullenbehandlung und die Hylaruron-Maske 
Damit war das Basisprogramm beendet und meine Spezialbehandlung startete damit, dass mir die Liebe ein spezielles Tiefenserum auf das ganze Gesicht träufelte. Leider beträufelte sie auch mein rechtes Auge, zwar geschlossen, aber es begann trotzdem ziemlich heftig zu brennen. Ich hielt tapfer stand, während sie das Serum in meine Gesichtshaut einmassierte. Doch als sie dann meinte, sie trage mir jetzt die spezielle Hyaluron-Maske auf, meinte ich, es brenne doch etwas in meinem Auge. Ein kurzes Wischen mit einem Wattepad, das gar nichts brachte und schon bekam ich eine eiskalte Paste ins Gesicht gekleistert. Nun, dann eben nicht – musste ich mit meinem brennenden Auge weiter leben, dass sich dank einsetzender Ausscheidung von Tränenflüssigkeit jedoch bald besserte.
Nachdem mein gesamtes Gesicht inkl. Hals und dem halben Dekolleté mit der eiskalten Creme eingestrichen war, wurde mir auch klar, warum man in allerlei Decken, Hand- und Leintücher eingewickelt wurde. Mir wäre ehrlich kalt geworden. Die Creme war der Hammer; wahrscheinlich wurden die Falten weggefroren – anders konnte ich mir das nicht vorstellen.
Hyaluron scheint jedoch – in so intensiver Form – nicht wirklich meines zu sein, denn sehr bald begann es auf meinen Jochbeinen gehörig zu brennen und wurde richtig unangenehm. Zuerst dachte ich mir „Schönheit muss leiden“ doch dann dachte ich mir, „Nein, das kann einfach nicht normal sein.“
Da jedoch meine Kosmetikerin verschwunden war, musste ich doch das „Leiden“ auf mich nehmen. Nach guten 10 Minuten kam sie zwar kurz vorbei und fragte, ob alles in Ordnung sei, doch – auf meine Aussage, es brenne – meinte sie nur „Okay.“ Und war wieder verschwunden. Wenn es nicht so traurig wäre, wäre es wirklich zum Lachen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie mich verstanden hat.
Nachdem mich kurz eine Panikattacke streifte, dass ich jetzt mit abgeschälten Haustellen und schweren Rötungen im Gesicht zu meinem nachfolgenden Mittagstermin gehen müsste, gewann mein Galgenhumor die Oberhand und – man glaube es oder nicht – ich konnte – eingekuschelt in mein Hand-, Leintuchnest und trotz des Brennens – zum ersten Mal so richtig entspannen. Ja, ich döste fast weg.
Das Ergebnis
Doch bald war der Zauber vorbei und die Kosmetikerin kam schon wieder, rieb mir die Reste der Creme vom Gesicht und das war es auch schon. Mir wurde das kleidsame Papierhäubchen entfernt und ein Spiegel vor das Gesicht gehalten, damit ich das Ergebnis bewundern könnte.
Und ich muss sagen – in dem dämmrigen Licht – war ich wunderbar verblüfft und sehr erfreut! Wau, diese ganze kleinen feinen Fältchen waren ja verschwunden und die ganzen Konturen wirkten viel straffer! Ich sagte das auch, ziemlich begeistert, und die Gute an meiner Seite betrachtete mich gütig und meinte, ja, sie glaube auch, dass ich irgendwie gestraffter ausschaue. (Es klang doch etwas verwundert – das hätte mir zu denken geben sollen.)
Nachdem wir das Zurückstellen des Sessels in eine normale Sitzposition gleich beim ersten Versuch gemeistert hatten, hatte mich die Erde wieder und ich schälte mich aus meinem Decken- ,Hand- und Leintuchkokon, um mein Oberteil wieder anzulegen.
Vorrausschauenderweise hatte ich mein Make up und eine Bürste mitgenommen und begann mich vor dem Spiegel halbwegs wieder für das „unter Menschen gehen“ zurecht zu machen. Zu spät – ich war schon fast fertig mit meiner Bemalung – fiel der Kosmetikerin ein, ob ich mich nicht von jemanden nachschminken lassen möchte. Nachdem ich dankend abgelehnt hatte, drehte sie noch ein paar Lichter auf, meinte, wir sehen uns an der Kasse und war – wie kann es anders sein – verschwunden.
Und dann kam das wirkliche Ergebnis zu tage. Nichts war da mit strafferen Konturen oder dem magischen Verschwinden meiner kleinen Fältchen!! Alle waren sie noch da!! Die Enttäuschung war dementsprechend, muss ich sagen. Doch bald darauf amüsierte ich mich doch etwas. Was hatte ich denn erwartet? Das Straffungswunder schlechthin?
Ich gebe euch nur den guten Rat, schaut auch das Ergebnis nie im Liegen an – die Schwerkraft macht einfach wunderbare Sachen, wenn man leicht nach hinten geneigt liegt und sich im Spiegel bei schmeichelnd dämmrigen Licht betrachtet.
Schon Martha Wilson, eine Performance Künstlerin aus Philadelphia, deren Werke ich im Zuge der Ausstellung „Die Kraft des Alters“ kennenlernen durfte, hat um diesen Effekt gewusst und sich für ihr Werk „Life/Style Lift“auf den Kopf gestellt. Wunderbar!! 😀
Was soll ich euch noch erzählen von diesem meinem ersten Mal Kosmetikbehandlung? Der Abschied war genauso ohne Inhalt und Information, wie die Begrüßung. Ich musste nach Visitenkarte, Behandlungsplänen und Preislisten für etwaige weiteren Behandlungsalternativen fragen – von sich aus kam weder die Dame am Computer noch meine Kosmetikerin auf die Idee, oder ahnten sie schon, dass dies wohl mein letzter Besuch in ihrem Etablissement gewesen war? Mir wurden aber auch – dankbarerweise – keine super Cremen und Seren aufgedrängt, die ich doch noch mitkaufen sollte, damit sich mein Hautbild, etc. bei richtiger Anwendung doch noch verbessern würde.
Zur guter Letzt war ich nach eineindreiviertel Stunde wieder auf der Straße, nicht sehr verändert, jedoch um eine Erfahrung reicher und eilte meinem Mittagessen entgegen.
Mein Fazit
- Ich probiere es mal mit mehr Wasser (trinken), gesünderer Ernährung, mehr Masken, die ich zu Hause anwende, wenn ich an meinen trockenen Hautstellen etwas ausrichten möchte.
- Wenn ich wieder zu einer Kosmetikerin gehe, dann gleich zu einer, die sich auch mit Hyaluronunterspritzungen oder sonstigen Eingriffen, die kein Messer benötigen, auskennt. Einfache Gesichtsbehandlungen sind ja ganz nett, kann ich aber zu Hause so auch durchführen.
- Vor einem nächsten Besuch werde ich mich wohl schon vorab im Internet schlau machen. Wenn ich Beratung möchte, dann muss wohl ich die Initiative ergreifen – und mich vorher informieren, damit ich überhaupt weiß, nach was ich eigentlich so fragen soll 😀
Also, meine Lieben: eine sicherlich ganz nette Sache, doch nicht umsonst scheuen sich so viele zu einer Kosmetikerin zu gehen, wenn sie keine haben, der sie vertrauen. Meine Freundin ist bei ihrer „Frau Elisabeth“ sehr glücklich. Vielleicht wäre ich es auch gewesen – und wieder gekommen – wenn ich ein bisschen mehr das Gefühl gehabt hätte, man hätte mich nicht einfach an die „Neue“ abgeschoben. „Frau Elisabeth“ habe ich nie kennen gelernt.
In diesem Sinne: macht eure eigenen (guten) Erfahrungen – und wenn Ihr eine gute Kosmetikerin gefunden habt, verratet mir doch ihren Namen und ihre Telefonnummer 😉
Eure Lilome